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Fortsetzung: Das kommunikative Manifest
5. Das Internet ist individuell
»The transition from the idea of text as a line to the idea of text
as a web is just about as big a change as we are capable«, Brian Eno,
wired 5/1995, S. 151. Jeder Betrachter einer interaktiven Web-site kann
über sogenannte "Links" auf anderen Web-sites nachfragen, antworten
oder widersprechen, sich von "intelligent online-agents" individuell
gewünschte Informationen, nach verschiedenen Kriterien gebündelt,
automatisch zuschicken lassen. Suchdienste stellen ihm in kleinsten
Informationsnischen mehr Quellen zur Verfügung als er sich
erträumen kann (http://www.ffly.com). Dagegen ist die Entwicklung der
Special-Interest-Titel im Zeitschriftenmarkt und das Spartenfernsehen ein
Kindergarten. Allein unter dem virtuellen Dach von Bertelsmann/AOL sollen
um die 2500 Inhalteanbieter vereint werden, die eine Flut an informativen
und unterhaltenden Angeboten vom Verkehrsservice bis zum Stadtprogramm
machen. Mediaplaner werden, schneller als ihnen lieb ist, ein Lied davon
singen (oder stöhnen) können. Und Marktforscher werden sich
erinnern, daß Werbetracking etwas mit Spurensuche zu tun hat.
Die Individualisierung geht so weit, daß erste Unkenrufe laut werden:
»After all I have my figures and you have yours, we can't spend too
much time in the same conversation. All we really can do is sit down
together... and watch television«, P New York Press, No 9, February
28/March 5 1996, p. 32f. Da bin ich anderer Meinung. Es geht nicht nur um
Facts und Figures, es geht um Angebote, Neuigkeiten, um Meinungen und damit
um Kommunikation. Und die besteht immer auch im Widerspruch. Kommunikation
schafft neue Kommunikation, solange auch nur zwei Individuen mit dem Netz
leben.
6. Das Internet ist infizierend
Immerhin »4,9% der Deutschen (das sind an die 4 Millionen, U.L.)
nutzen einen Online-Dienst, weitere 4,8% planen im nächsten halben
Jahr einen Anschluß, 63% können sich vorstellen, hin und
wieder Online-Dienste zu benutzen«, A.C. Nielsen Werbeforschung,
Horizont 19/96, S. 12.
Stimmt, wenn alle mitmachen, wird das Web noch langsamer, als es ohnehin
ist. Aber, wie hieß der Film? Richtig: Auch Zwerge haben klein
angefangen! Und wachsen. Das Internet hat auch Leitungsbauer und
Kommunikationstechniker infiziert. Ab Juli dieses Jahres wird Isis Citynet
in Düsseldorf mit dem Vertrieb von Telekommunikationsdiensten per
Glasfaserleitung beginnen... Darüber hinaus geht die Forschung weiter:
»Making a dramatic leap forward in the speed of communications, three
separate groups of researchers have succeeded for the first time in
transmitting information at a rate of one trillion bits a second through
optical fiber. The achievement is the equivalent of transmitting the
contents of 300 years' worth of daily newspapers in a single second.«
Laut Mr. Kuwahara, Sprecher des durchführenden Unternehmens Fujitsu,
steht diese Kapazität in 4 bis 5 Jahren für kommerzielle
Multimedia-Anwendungen zur Verfügung. The New York Times, 1996, March
1st, p. D2. Und dann spricht nichts mehr dagegen, daß eMail schreiben
so verbreitet ist, wie Auto fahren. Mutige Experten glauben sogar,
daß sich die Zahl der Internet-Anschlüsse in diesem Jahr
verdoppeln wird. Wenn man das den militärischen Eggheads erzählt
hätte, die das Netz in den 60er Jahren entwickelt haben, hätten
sie das wahrscheinlich für eine dümmliche Desinformation des KGB
gehalten.
7. Das Internet ist insurgent
Das Internet will keinem Gesetz gehorchen, weil es allen folgen
müßte - auf der ganzen Welt. Aber so einfach ist das nicht.
Schon in Deutschland macht Multimedia-Gesetzgebung mehr Probleme, als
für die Web-Community gut ist und Vater Staat verdauen kann:
»Rundfunk (das heißt: dessen Programme) ist laut Grundgesetz
Ländersache. Postwesen und Telekommunikation (also die sendetechnische
Seite) fallen in die Gesetzgebungskompetenz des Bundes«, Die Woche, 6.
Juni 1996, S. 15. Wenn aber mit Entstehen der Online-Dienste auf der
Datenautobahn »ein PC ... Zeitung und Fernseher zugleich sein (kann,
U.L.) und sogar auch noch ein Telefon«, ebenda, dann ist guter Rat
teuer. Die Medienkonzerne setzen darauf, daß sich Minister
Rüttgers mit seinen deregulativen "Eckwerten für ein
Multimedia-Gesetz" durchsetzt; die Länder kämpfen um ihre
Kulturhoheit, sie sich mit einer erweiterten Neuauflage des "Staatsvertrags
für den Rundfunk" sichern wollen.
Aber jenseits aller politischen Willensbildung ist das Internet
überall dort zu erreichen, wo es einen Wählton gibt - und wenn
auch nur über Handy. Und es tut dem virtuellen Egalitarismus
überhaupt keinen Abbruch, daß es bis heute keine politische
Gleichheit unter den Menschen gibt (daran wird das Internet nicht viel
ändern, auch wenn digitale Demokratie leichter als politische
herzustellen ist). Auf der anderen Seite ist damit - wie gesagt - in
keinster Weise etwas über die tatsächlichen Lebensumstände
der "Netizens" ausgesagt: »all global-village communard hype is
cluelessly naive given the economics, class structure and the very nature
of the medium... cyberspace is to real community as a rubber sex doll to a
real woman.«, P New York Press, February 28/March 5, 1996, p. 24f. Ob
in Deutschland erst wieder der Weg zum Bundesverfassungsgericht eine
Entscheidung bringt oder ob die Beteiligten alleine eine Einigung über
ein Multimedia-Gesetz finden, wird die Entwicklung der weltweiten
Internetgemeinde nicht aufhalten. Was sie wiederum nicht von der
Verantwortung für die eigenen Netiquette (Verhaltensregeln im Netz)
freispricht.
Fortsetzung 1+ 2+ 3 + 4+ 5
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