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Interaktion muß nicht immer digital sein
(nicht immer, aber immer öfter)
Kennengelernt habe ich das Wort "Interaktion" am 24. November 1970 gegen
14:30 Uhr. Ich war schon fast vier Wochen lang im ersten Semester
Germanistik und Philosphie, lag in der Wohnung meiner Eltern in meinem
ehemaligen Zimmer auf dem Bett, hörte "Superclean Dream Machine" auf
Radio Hilversum III und las stolz meinen ersten philosophischen Text:
Jürgen Habermas, Technik und Wissenschaft als Ideologie.
Kapitel I: Interaktion
Interaktion war nicht das einzige neue Wort, das ich bei der Gelegenheit
kennengelernt habe. Vor lauter, lauter Wörtern stellte ich bei der
dritten Lektüre desselben Absatzes das Radio leiser (es lief gerade
Jimi Hendrix!), damit ich Habermas besser verstehen konnte: "Unter
kommunikativem Handeln verstehe ich ... eine symbolisch vermittelte
Interaktion. Sie richtet sich nach obligatorisch geltenden Normen, die
reziproke Verhaltenserwartungen definieren und von mindestens zwei
handelnden Subjekten verstanden und anerkannt werden müssen."*
Um Interaktion drehte sich bei Habermas und in der Uni alles. Einige
Lektürerunden, Semester und Verzweiflungsanfälle später
konnte ich den Zusammenhang sogar halbwegs in eigene Worte fassen: Im
Rahmen ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse versuchen die
Menschen, eine gemeinsame Vision davon zu entwerfen, wie sie ihr Leben am
besten leben können, und stellen Regeln dafür auf, die sie - so
gut es geht - zum allgemeinen Wohl befolgen.
Obwohl ich ihn nie kennengelernt habe, brachte es mein alter Freund Brian
Eno kürzer auf den Punkt: "And our own identities are products of our
interaction with everything else."** Natürlich habe ich auch die
klassischen Quellen nachgelesen. Bei Hegel wurde es zwar erst einmal noch
komplexer, aber so nach und nach hatte mein Professor den Eindruck,
daß ich es verstanden hatte, und gab mir schließlich eine
anständige Examensnote. Damit war das erste Kapitel "Interaktion"
für mich abgeschlossen.
Interaktivität
Ab 1984 habe ich bei der Werbeagentur GGK Düsseldorf die Anzeigen
für den IBM PC getextet, das heißt besser: übersetzt! Die
Vorlagen kamen von GGK International aus Paris. Im Laufe der Kampagne
(Erinnert ihr euch an Charlie, der immer blöde Fragen stellte wie:
"Liebe IBM, wofür braucht man denn überhaupt einen IBM PC?") lief
mir mein alter Bekannter im englischen Maßanzug wie aus der Savile
Row über den Weg: "Interactivity!"
So schön einfach konnte das auch sein: Man drückte eine Taste und
erlebte einen Anzeigenwechsel auf dem Bildschirm. Das nannte sich
"interaktiv", weil man keinen Programmcode mehr eingeben mußte,
sondern lediglich eine Taste drücken konnte. Die Software-Nerds waren
stolz auf sich. Und ich fing an, mich wieder für das Wort zu
interessieren. Über unsere BTX-Experimente will ich dabei gar nicht
reden, denn BTX war nicht interaktiv, sondern autoritativ. Die (damals
noch) Post und alle, die sie dafür bezahlten, hatten hier das Wort -
sonst niemand. Das mußte man wirklich nicht haben.
Wieder zehn Jahre später, kam das World Wide Web. Ich saß
inzwischen bei Springer und Jacoby in Hamburg, immer noch beim Texten.
Zwischendurch war ich regelmäßig bei S&J digital zu Gast und
nervte mit "Internet?" Ich dachte, das wäre eine Firma und wollte die
Adresse rauskriegen. Ich hatte die dollsten Sachen über Internet und
über Interaktivität gelesen. Das hörte sich ganz so an wie
die IBM Anzeigentexte, die ich bei GGK über vernetzte Computersysteme
geschrieben hatte, ohne mir vorstellen zu können, wie das jemals so
werden könnte. Jetzt waren alle Zeitungen voll von Internet. Und wo
blieb ich?
Fortsetzung 1 + 2 + 3
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